Zulassung eines hochwirksamen Medikaments zur Behandlung von Alkoholismus
Das Paradigma der Unheilbarkeit ist längst widerlegt, doch die Trägheit der evidenzbasierten Medizin verhindert schnelle Hilfe für 73.000 Menschen die jährlich in Deutschland an der Alkoholkrankheit sterben. Die Legende von der unheilbaren Krankheit, die allein mit Willensstärke und durch Abstinenz zum Stillstand gebracht werden kann, ist ein Mythos. Seit 1976 hätte man es besser wissen können – Dänische Wissenschaftler haben schon damals auf die suchtunterdrückende Wirkung von Baclofen hingewiesen. Erst 17 Jahre später (1993) wurde dieser Hinweis von Krupitsky et al. bestätigt, 2002 führte Addolorato G die erste doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie in Rom durch.
Von dieser Studie erfuhr Prof. Olivier Ameisen, ein französischer Kardiologe und selbst von der Krankheit betroffen. Er hat mit seinem Buch „das Ende meiner Sucht“, Baclofen als Anti-Craving-Medikament bekannt und populär gemacht. Ameisen sagt von sich selbst, „Baclofen hat mir das Leben gerettet“, seit 2004 bezeichnet er sich als geheilt. Er hat wie viele tausend andere nach ihm, das Interesse an Alkohol ganz einfach verloren. In ganz Europa wurden seit 2007 über 50.000 Patienten von ein paar hundert Ärzten mit durchschlagendem Erfolg behandelt.
Alkoholismus ist eine chronische Krankheit wie Asthma, Diabetes, Bluthochdruck usw.
Davon betroffene Menschen kämpfen mit Suchtdruck (Craving) – vergleichbar mit dem Gefühl, wie es ein verdurstender oder verhungernder Mensch empfinden würde. Baclofen unterdrückt wirksam und auf Dauer den Suchtdruck, der unbehandelt – auch nach Jahren der Abstinenz, zum Rückfall führen kann. Die Zulassungsbestimmungen für Arzneimittel (auch für Anwendungserweiterungen) erfordern placebokontrollierte, randomisierte Arzneimittelstudien und genau da liegt das Problem.
Studien kosten Millionenbeträge und werden in der Regel von Pharmafirmen initiiert. Der Patentschutz für Baclofen ist bereits seit 1980 abgelaufen. Die Industrie hat deshalb kein Interesse an einer Studie zur Zulassungserweiterung. Und das obwohl Berechnungen ergeben haben, dass sich die durch Alkoholismus verursachten direkten und indirekten Kosten auf ca. 30 Mrd. Euro pro Jahr (BRD) belaufen. Durch die Zulassung der Baclofentherapie wären adhoc Soforteinsparungen im zweistelligen Milliardenbereich zu erzielen. Die Behandlung ist ambulant durchführbar und ist zudem als Generikum billig (Kosten pro Monat ca. 25,– Euro). Ärzte können es zwar im „off-label-use“, also auf eigenes Risiko verordnen aber Ärzte wollen und benötigen verständlicherweise Rechtssicherheit.
Es kann und darf so nicht bleiben, dass behandlungsbedürftige Menschen dieses hochwirksame Medikament nicht erhalten, nur weil keine Milliardenprofite damit zu erzielen sind. Wir alle haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung – Mitleiden und Mitfühlen ist nicht genug, es wird Zeit endlich zu handeln! Jeder Monat des Zauderns und Zögerns kostet tausende Menschenleben und verursacht unendliches Leid in den betroffenen Familien! Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass dieses Medikament jedem an Alkoholabhängigkeit leidenden Patienten zur Verfügung gestellt werden kann. Ausführliche Informationen erhalten Sie auf den Seiten von http://www.paradigmenwandel.org
Wir fordern daher im Sinne einer humanitären Soforthilfemaßnahme (Compassionate Use), Baclofen als optionales Therapieangebot im beschleunigten Zulassungsverfahren schnellstens zu genehmigen, sowie die Kostenübernahme der Behandlung und Begleittherapie durch die Sozialversicherungsträger auf nationaler Ebene.